Roman Simeunovic
Wie ich zur Hypnose kam
Seit meiner Kindheit fasziniert mich die Kraft des Geistes und die Möglichkeit, über innere Bilder, Konzentration und Suggestion Heilung und Veränderung zu bewirken. In diesem Beitrag erzähle ich von meinem über 50-jährigen Weg zur Hypnose und Hypnotherapie, von den ersten Berührungen mit Bühnenhypnose und Autogenem Training über prägende Lehrer wie Johannes Heinrich Schultz, Leon Chertok und Milton Erickson bis hin zu meiner heutigen Arbeit als Hypnotherapeut. Gleichzeitig blicke ich auf die spannende Geschichte der modernen Hypnose und darauf, wie sich alte Heilmethoden und moderne Psychotherapie auf faszinierende Weise verbinden.
Wie ich zur Hypnose kam...
Ich beschäftige mich schon lange mit verschiedenen Aspekten von Hypnose und Hypnocoaching und Hypnotherapie und Lernen mit Hypnose und Mentaltraining (eine Form der Selbsthypnose) und verschiedenen Entspannungsverfahren. In diesem Blogbeitrag möchte ich ein bisschen davon berichten, wie es zu meinem Interesse für die Hypnose kam und diese auch etwas beschreiben.
Mir fallen so viele interessante Aspekte zur Hypnose ein, dass mir die Auswahl schwerfällt. Wenn ich alles unterbringen will, wird es kein kurzweiliger Artikel, sondern ein Büchlein, dass sowohl meinen Platz hier als auch die Bereitschaft es zu lesen sprengt. Deswegen lass ich mich von meinem Unbewussten leiten und schreibe nur Ausschnitte, die im Vordergrund sind und kürze kräftig.
Die Hypnose gibt es schon immer: Seit es Menschen gibt, haben sie gemerkt, dass Entspannung ihnen dazu verhilft, in ihre Kraft zu kommen, heiler zu werden und andere zu trösten. Doch schon vorher haben Tiere all dies gewusst. Jede Mutter, die ihrem Kind eine kleine Verletzung durch Pusten oder im Fall der Tiere durch Ablecken verbessert und Schmerzen lindert, nutzt die Kraft der Hypnose. Schon in den ältesten Schriften der Welt, wie in der sumerischen Keilschrift und in ägyptischen Hieroglyphen (beide Schriften entstanden vor ca. 5.000-6000 Jahren), findet man Beschreibungen über die therapeutische Anwendung der Hypnose. Und alle Naturvölker nutzen in ihren schamanischen Kulturen Hypnose, so dass wir davon ausgehen können, dass die Hypnose auch bei allen Naturvölkern früherer Jahrtausende genutzt wurde. Doch die Anwendung der Hypnose ist nicht nur uralt, sondern in ihrer modernen Form auch top aktuell und wissenschaftlich als Psychotherapiemethode anerkannt. Im Sprachgebrauch hat sich eingebürgert, dass wir von Hypnose und Trance sprechen.
Dabei nennen wir „Hypnose“ die Anleitung in einen veränderten Bewusstseinszustand „Trance“ zu gehen, der mit einer erhöhten Konzentration und Fokussierung und einer tiefen Entspannung oder im Fall der Aktiv-Wach-Hypnose, mit einer Wohlspannung verbunden ist. Während der Trance erleben die Menschen verschiedene Phänomene, wie den Wunsch sich nicht zu bewegen und eine nach Innen gerichtete Aufmerksamkeit, dass Gefühl, dass die Zeit verfliegt oder sich im Gegenteil ausdehnt, Lernprozesse werden angeregt und viele fühlen sich plötzlich jünger und flexibler oder im Gegenteil älter und weiser u.v.m. Häufig wird auch vom Hypnotischen Zustand oder einfach der Hypnose gesprochen, wenn das, was wir Trance nennen, gemeint ist.
Wie war mein Weg seit 50 Jahren zur Hypnose und Hypnotherapie?
Ich interessierte mich schon als kleines Kind für die Hypnose. Angeregt durch Shows im Fernsehen der 70er Jahre, war ich völlig fasziniert von Bühnen-HypnotiseurInnen, Zauberern, Mentalisten, sowie von Medizinratgebern und ersten Talkshows. Auch die Kinofilme, die das Thema Hypnose bedienten, nahm ich begeistert auf, wie zum Beispiel "Fantomas" und "Telefon" und die "Dr. Mabuse" Reihe und "Haus des Schreckens".
Die Schule, in die ich 1974 kam, gefiel mir gar nicht. Zu der Zeit gab es in dem ostfriesischen Dorf, wo ich mit meiner Familie wohnte, nur eine kleine Schule und da war es ziemlich rückständig. Niemand half mir oder konnte mich verstehen. D.h. wahrscheinlich gefiel den damaligen Erwachsenen zu ihrer Schulzeit die Schule auch nicht besonders gut. Ich war nicht zappelig oder so aber unaufmerksam und chaotisch. Das war vor der Schulzeit kein Problem, spielen, Fahrrad fahren, Sandburgen bauen, Kettcar fahren, malen, mit dem Hund toben und mit der Katze kuscheln, mit Freunden abhängen, realen und imaginierten, war schön.
Ich erinnere mich gerne an Beschreibungen von Kindern, eines meiner Lehrer und Vorbilder, Professor Gerald Hüther, der sinngemäß immer so etwas sagt(e) wie: „Kinder haben Entdeckerfreude und Gestaltungslust, sind kreativ und allesamt hochbegabt – und dann kommt die Schule … !“
Der Schulbeginn war auch für mich ein Einschnitt. Ich war unglücklich. Und auch wenn niemand Ideen hatte, was helfen könnte, bekam ich doch den Tipp, Autogenes Training zu praktizieren.
Es begann für mich, trotz aller Pubertätsschwierigkeiten, eine Traumkindheit mit vorgelesenen Abenteuergeschichten, Kutschfahrten im Schnee, der Entdeckung der Liebe meines Lebens, der Liebe zum Lernen, klassische Konzerte, die ersten Opern, das klassische Theater, die an die meist schöne Kindheit vor der Einschulung anschloss.
Und als Fernsehkind, in einer Gruppe mit 12 Jungen, unterschiedlichen Alters, ohne Radio oder TV oder Jugendzeitschriften und völlig auf dem Land, waren natürlich kreative Ideen zur Beschäftigung nachmittags und abends und an den Wochenenden, die keine Heimfahrt Wochenenden waren, gefragt. Meine Freunde und ich, beauftragten einen der Freunde, dessen Vater Psychologe war, nach einem Gespräch über Hypnose, uns eins seiner Bücher über Hypnose "auszuleihen".
Meine Erinnerung an den Moment, als es kam und wir begannen, es zu lesen und natürlich alles auszuprobieren, fühlt sich eher an wie gestern und ist doch schon 46 Jahre her. Ich weiß noch, wie es aussah, sich anfühlte, wie es roch und wie es sich anhörte, wenn wir uns den wissenschaftlichen Text gegenseitig vorlasen und erinnere noch viele Techniken, die wir an uns ausprobierten. Eindeutig einer der Schlüsselmomente meines Lebens.
Junge Leute also Kinder sind sowas von empfänglich für Hypnose, so suggestibel, besonders, wenn sie selbst begeistert bei der Sache sind, und es in die Hand nehmen. Alles, was wir ausprobiert haben, hat direkt funktioniert.
Später interessierte ich mich auch für Meditation und als die Reinkarnationstherapie populär wurde, besuchte ich, ab dem Alter von 16 Jahren, Seminare zu diesen Themen. Anfangs war ich immer der jüngste Teilnehmer. Weitere Seminare und Ausbildungen in Hypnose, Entspannungspädagogik, Schamanischen Techniken, Aufstellungsarbeit, Heilarbeit, Suggestopädie und verwandte psychologischen Themen kamen hinzu. Auch viele Methoden, die auf den ersten Blick nicht als Hypnose oder Hypnotherapie deklariert sind.
Später lernte ich auch, dass vieles, das wir als „Problem“ oder „Symptom“ ansehen bzw. dem Zustand, in dem wir sind, wenn wir ein „Problem“ erleben auch Ähnlichkeit mit der Hypnose und der Trance und ihren Phänomenen haben. Nur dann ist es nicht angenehm, sondern ausgesprochen unangenehm. Als Coach und NLP-Therapeut und als Traumatherapeut und als Mensch mit eigenen „Problemzuständen“ habe ich es tausendfach gesehen, dass wir uns in eine Problemtrance hypnotisieren. Ich kann den Text von oben, indem ich die Hypnose beschreibe, fast wortgleich wiederholen:
Dabei nennen wir „Hypnose“ die Anleitung in einen veränderten Bewusstseinszustand „Problem-Trance“ zu gehen, der mit einer erhöhten Konzentration und Fokussierung und einer Entspannung / Erschlaffung oder im Fall der Aktiv-Wach-Hypnose, mit einer Anspannung verbunden ist. Während der Problem-Trance erleben die Menschen verschiedene Phänomene, wie die Unfähigkeit sich zu bewegen und eine nach Innen gerichtete Aufmerksamkeit, dass Gefühl, dass die Zeit verfliegt oder sich im Gegenteil ausdehnt, Lernprozesse werden leider nicht angeregt und viele fühlen sich plötzlich jünger oder im Gegenteil älter.
Jedes „Problem“ und unsere Lösungsversuche dazu, bringt uns natürlich weiter und hat auch sein Gutes. Milton Erickson hat nur begonnen sich mit Hypnose zu beschäftigen, weil er als Jugendlicher sterbenskrank und vollständig gelähmt an der Kinderlähmung erkrankt war. Und ohne meine, zuerst unglückliche, Schullaufbahn wäre mein Leben und mein Berufsleben auch anders verlaufen.
Nach dem Abitur machte ich eine Heilpraktiker Ausbildung und behandele seit 1994 meine Klienten, unter anderem, mit Hypnotherapie. Das war - und ist - natürlich Einzeltherapie.
Aber nachdem ich begann, auch als Trainer zu arbeiten und Seminare zu geben und nach meiner NLP Lehrtrainer, DVNLP Anerkennung 1999 auch Ausbildungen, habe ich an fast jedem einzelnem Seminartag oder Abendworkshop oder was auch immer ich anbot, mindestens eine Gruppen-Hypnose für die teilnehmenden KollegInnen gemacht.
Und das nicht als Selbstzweck, sondern, um den Teilnehmenden den theoretischen Stoff des Tages, vorab über das Unbewusste, nahe zu bringen, sowie ihre Ressourcen zu stärken, und ihnen zu helfen, ihre Blockaden zu lösen. Dabei gehe so vor, dass das jeweilige Tages-Lern-Thema, oft metaphorisch und in Geschichten, vorkommt und die intuitiv wahrgenommene Stimmung und die Themen der TeilnehmerInnen, manchmal vorher in einer Runde geäußert und manchmal nur geahnt, aufgenommen wird. Das wird vielfach als nützlich und heilsam empfunden, wenn oder sobald sich die Menschen darauf einlassen können.
Und wie es meiner Identität als Hypnotherapeut und Lehrtrainer und Lehrtherapeut entspricht, habe ich natürlich vielen Menschen Entspannungsverfahren, Hypnotherapie, Hypnosystemik, etc. nahegebracht. Einerseits, damit sie für sich etwas wunderbares entdecken konnten, aber natürlich hauptsächlich dafür, dass sie Ihre Klienten oder Coachees oder TeilnehmerInnen zu wunderbaren Entdeckungen führen können.
